2011-01-15

Kimono-Nähprojekt Teil 02: Mehr über Maße

Heute geht es um die Maße des Kimonos.
Die Grundmaße und die Aufteilung der Stoffrolle hatte ich ja schon im vorhergehenden Blogeintrag erläutert.
Der Stoff war 13m lang und 37,5 cm schmal. Diese für europäische Verhältnisse sehr ungewöhnliche Breite ergibt sich aus dem historischen Hintergrund der Japanischen Bekleidung. Der Stoff ist in Länge und Breite so angelegt, dass daraus genau ein Bekleidungsstück entsteht, ohne große Reste oder Verschnitt.

Es gibt also für den Kimono keinen Zuschnitt mit Schnittmuster im westlichen Sinn.
Die einzigen Schnitte sind die, mit denen die Stoffbahnen auf die richtige Länge gebracht werden. Einziger zusätzlicher Schnitt ist der Einschnitt für den Kragen.
Mein Kimono-Stoff fällt in seinen Maßen eher groß aus. Zum Glück sind die Kimono-Stoffe heutzutage etwas breiter und länger als früher. So habe ich zum Beipiel antike Stoffe mit 35cm Breite gesehen. Die Japaner nähern sich anscheinend in Größe und Gewicht etwas an den westlichen Durchschnitt an.

Das führt uns zu der Frage, wieso 35cm Stofflänge zu wenig sein können und in welchem Verhältnis die Stoffmaße zur Größe der Trägerin stehen.
Zunächst zur Länge: Die Länge eines Kimonos (Mitake) für die Frau sollte ihrer Körpergröße plus/minus 10 cm entsprechen.

Diese Länge ist nötig um den Ohashori falten zu können. Gemeint ist die Falte auf Tailenhöhe.
Auf dem Bild ist sie unterhalb des Obis zu sehen. Mit dem Ohashori wird die Länge des Kimonos justiert. Außerdem hilft der Ohashori den Kragen vorn und im Rücken anzupassen.
Kürzere Kimonos können zwar auch getragen werden, sind aber schwieriger anzuziehen. Ein kleiner Ohashori kann dann unter dem Obi versteckt werden.
Länger ist aber immer besser.
Weitere Grundmaße, die oft beim Kimono-Kauf im Netz angegeben werden, sind Schulterbreite (Kata haba) und  Breite von der Rückenmittelnaht zum Ärmel (Yuki).
Diese ergeben sich aus der Breite der vernähten Stoffbahnen (siehe Skizze, vorheriger Blogeintrag).
Ärmel plus Schulterbreite (Yuki) mal zwei ergibt, wie lang der Stoff am Arm hinunter reicht. Ideal ist, wenn der Stoff bei hängendem Arm bis oberhalb des Handgelenks geht. Das ist aber leider bei den wenigsten Kimonos der Fall, wenn man größer als 1,55m ist.

Das Maß, welches für die genaue Passform, vorallem um die Hüfte am wichtigsten ist, ist die am Saum gemessene Gesamtweite. Leider wird diese so gut wie nie mit angegeben.
Wenn man nun die Chance hat, die Größe und Weite selbst zu bestimmen, sollte man die Maße der einzelnen Teile in Bezug auf die eigene Größe kennen.
Wie man diese bestimmt, beschreibe ich demnächst, da ich heute wieder vom Hundertsten ins Tausendste gekommen bin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen