2011-02-25

Kimono-Nähprojekt, Teil 07: Die Frontklappen (Okumi)

Heute soll es um die beiden Stoffstücke vorn am Kragen, die für die Überlappung des Kimonos benötigt werden, gehen.
Dafür wurde die vorgesehene Stoffbahn in der Breite halbiert, so daß zwei 18,5 cm breite Stoffbahnen entstanden. In diesem Beitrag habe ich bereits Genaueres über den Zuschnitt geschrieben.
Im vorhergehenden Eintrag wurde der Kragen vorbereitet. Dabei habe ich die Kragenbreite mit zwei Einschnitten von 7,5 cm, jeweils von der Rückennaht ausgehend, festgelegt.

Diese 7,5 cm Breite wird nun auf die vorderen Stoffbahnen übernommen und bildet die Nahtkante für die Frontklappen. Die Frontklappe wird somit am Maß des Halsauschnitt angelegt. Siehe linkes Foto.
Von der Schulternaht ausgehend werden zwischen 20 -25 cm abgemessen. Ich habe bei mir 22 cm festgelegt. Die Frontklappe wird erst ab dieser Stelle angenäht. Dieses Maß bestimmt die Passform des Kragens über dem Busen.
Je mehr Oberweite Frau hat, desto kleiner sollte dieser Abstand sein.
An diesen 22 cm läuft der Kragen gerade im rechten Winkel zur Schulter und wird erst danach schräg an die Frontklappe (Okomi) angelegt. Wenn ich den Kragen fertig nähe, werde ich noch einmal darauf zurück kommen.

Auf dem linken Foto ist die Frontklappe bereits angenäht und ich habe beide Maße noch einmal angezeichnet. Die gestrichelte Linie zeigt, daß der Kragen später schräg zulaufend auf die Frontklappe aufgenäht wird.



 Auf der linken Seite meines Kimonos befindet sich ja das Motiv, welches auch beim Nähen passgenau angesetzt werden muss.
Deshalb habe ich mir die 7,5 cm mit Stecknadeln markiert und geschaut, wieviel Saum mir an der Frontklappe noch zur Verfügung steht, wenn der Stoff passgenau aufliegt. Die Methode dafür habe ich bereits in diesem Eintrag beschrieben.
So haben sich hier 1,5 cm Saum ergeben, welche ich mit Bleistift auf den Stoff für die Frontklappe übertragen habe. Um eine gerade Linie für die eigentliche Naht zu bekommen, musste ich die 1,5 cm Saum von den 7,5 cm Halseinschnitt-Breite abziehen. Die resultierenden 6 cm seht ihr oben auf dem rechten Bild auf die Länge der Stoffbahn angezeichnet. Auf dieser Linie wird dann die Frontklappen-Stoffbahn aufgelegt und fest gesteckt.



Ich habe zuerst die gemusterte Frontklappe angenäht, da ja hier das Muster passen muss. Anschließend muss die rechte ungemusterte Frontklappe mit den gleichen Maßen genäht werden.

P.S.
Liebe Leser,
Wie ihr vieleicht schon gemerkt habt, ist es gar nicht so einfach, die einzelnen Arbeitsschritte verständlich zu beschreiben. Ich selber weiß ja wie es funktioniert und kann deshalb nicht genau einschätzen, ob das, was ich hier so von mir gebe, auch für euch halbwegs klar wird.
Ich würde mich also ganz sehr über eurer Feedback, sowie über Kritik oder Fragen freuen.

2011-02-15

Kimono-Nähprojekt, Teil 06: Halsausschnitt und Kragen

Heute werde ich über den Halsausschnitt und das Annähen des Kragens berichten. Im Gegensatz zu westlichen Schnittmustern wird hierbei nichts weggeschnitten.
In Teil 4 des Kimono-Nähprojekts hatte ich beim Anzeichnen der Rückennaht bereits die Linie für den Halsausschnitt markiert. Diese befindet sich 1,5 cm hinter den Schulterbrüchen. Je tiefer der Einschnitt für den Hals in Richtung Rücken gesetzt wird, desto tiefer sitzt der Kragen im Nacken (zum Beispiel bei einem Kimono für Geishas).
Der Halsauschnitt wird auf beiden Seiten mit  7,5 cm abgemessen. Somit ist die gesamte Schnittlinie 15 cm breit. Nach dem Anzeichnen wird der Stoff auf diese Breiten eingeschnitten (Foto unten).


Die Schnittkanten werden mit dem Knopflochstich gesäumt, damit der Stoff nicht ausfranst. Besonders an den Schnittenden sollte mehrere Male genäht werden, damit der Stoff nicht weiter einreißt.


Der Stoff für den Kragen hat sich ja aus der Teilung der Stoffbahn ergeben. Er ist bei mir 18 cm breit und 185 cm lang.
Ich habe diese Stoffbahn auf die Hälfte gefaltet und die Mitte mit einer Nadel festgesteckt.
Den Saum auf der einen Seite habe ich auf die ganze Länge mit 2 cm angezeichnet. Der Kragen (auch genannt Eri) soll beim Tragen noch einmal gefaltet werden. Später wird er mit dem Futterstoff auf 11 cm fertige Kragenbreite vernäht.
Die  Mitte der Kragen-Stoffbahn wird am Saum auf die Rückennaht aufgelegt. Der Stoff wird dabei so gelegt, das die ja eigentlich winklige Kante ganz gerade und parallel zum Kragenstoff liegt. Dabei wird die Tiefe des Einschnitts (7,5 cm) als Breite auf die Seite des Stoffs übertragen. Auf dem Foto ist dies mit Nadeln angesteckt.
Die Kante am Rückenteil läuft leicht schräg zu, sodass die Saumbreite an der Rückennaht circa 1,5 cm beträgt und am Einschnitt nur 2-3 mm.


Auf dem unteren Foto ist eine Nahaufnahme der Naht am Einschnitt zu sehen. Diese Naht mache ich, der Festigkeit wegen, mit dem Rückstich.
Hier ist auch zu sehen, das sich der Stoff am Einschnitt leicht wölbt. Obwohl hier gerade entlang genäht wird, entsteht durch den Fall des Stoffes die "Rundung" des Kragens. Diese Stelle ist beim Nähen etwas schwierig, da über diese "Stoffwölbung" genäht werden muss. Je näher man am Einschnitt entlang näht, desto glatter wird die Rundung. Deshalb ist das gute Versäumen des Einschnittes so wichtig.


So sieht die Ecke des Einschnitts von außen aus, wenn sie ferig genäht ist.



Ich habe diese Nähte erstmal bis circa 10 cm nach dem Einschnitt genäht. Denn um die Kragen-Stoffbahn komplett an den Kimono zu nähen, müssen nun erst noch die beiden Frontklappen angenäht werden.
Diesen zwei Nähten werde ich mich nächstes mal widmen.

2011-02-13

Mein Schaaatz!

Ein Ring sie alle zu nähen...
Am Freitag kam mit der Post ein ganz tolles Geschenk. Kikuyu hat mir einen wunderschönen Yubinuki gemacht, damit ich meinen Kimono auch stilecht nähen kann.



Ein Yubinuki wird auf den Mittelfinger, zwischen erstem und zweitem Fingergelenk gesteckt. Er ist quasi eine Art Japanischer Fingerhut.
In ihrem Blog, Washi-and-Silk beschreibt Kikuyu auch wie so ein Ring hergestellt wird.
Meine Katze musste auch gleich mit schauen, wie sich der Yubi so macht, hat dann aber leider das Interesse verloren. Schnarch.



Ich finde den Yubi jedenfalls super. Dadurch, daß er etwas erhaben auf dem Finger sitzt, stützt er die Nadel sehr gut ab. Viel besser als mein gebasteltes Provisorium.

2011-02-07

Kimono-Nähprojekt, Teil 05: Die Seitensäume

Bevor ich mich dem Halsauschnitt widme, nähe ich erst noch die beiden Seitennähte. Diese wären im Prinzip ganz einfach, wenn hier nicht das Problem des passgenauen Musters wäre.
Wie in der Skizze eingezeichnet sind die Seitensäume 2cm breit. Da der Stoff für den Tsukesage im unteren Bereich gemustert ist, muss der Saum dort so genäht werden, daß das Muster auch zusammen passt. Das heißt, daß der Saum in diesem Fall nach unten hin breiter wird, also schräg zuläuft. Um auf diese Maße zu kommen, habe ich mit den beiden Seitenbahnen der linken Seite begonnen, da dort das besagte Muster zusammen trifft.

Bei meinem Kimono ergibt sich somit im gemusterten Bereich eine Saumbreite von 5cm.
Ich habe den Saum etwa ab Hüfthöhe schräg zulaufen lassen, damit an der Hüfte die benötigte Gesamtweite erhalten bleibt.
Um das Muster passgenau zusammen zu setzen, habe ich den Stoff auf rechts ausgelegt und eine der Bahnen umgeschlagen. So kann man sich erstmal ein Bild über die Lage des Musters machen.
Der Bruch der Schulternaht (er war ja bereits angezeichnet) hat hier haargenau gepasst, so daß das Muster in der Vertikalen schon richtig lag.
Nun muss noch die genaue Postion in der Breite gefunden werden.






 

Dafür habe ich die Stoffbahnen am Saum auf links gedreht,  zusammen gesteckt und dann wieder von rechts geschaut, wo das Muster aufeinander trifft. Diese Stellen habe ich mit Stecknadeln fixiert.
Von Links habe ich dann Stecknadeln an dieser Kante entlang gesteckt.
Puhh, ist das wieder schwierig zu umschreiben. Ich hoffe es wird halbwegs deutlich.


Nachdem die Saumbreite festgelegt ist, muss noch der Ärmelausschnitt bedacht werden. Vom Schulterbruch ausgehend werden insgesamt 25cm für den Ärmel und die Öffnung unter der Achsel offen gelassen. An dem eingezeichneten, 22 cm langen Saumstück werden später die Ärmel angenäht. Diese Maße unterscheiden sich leicht von Kimono zu Kimono. Ich weiß nicht, ob sie auch in einem Verhältniss zu den Körperproportionen stehen. Wahrscheinlich schon. Ich finde diese Maße für mich optimal.



Genäht wird wieder mit dem Vorstich, wie bereits hier beschrieben.