2010-11-29

100 Punkte für Meisen

Ein Blick aus dem Fenster zeigt gerade nur eins, weiß und nochmal weiß. Deshalb habe ich in meinen Kitsuke-Fotos gestöbert und ein fröhliches, farbiges Outfit gefunden, welches die Winterstimmung hofftentlich etwas vertreibt.



Hier also mein lila-weiß gepunkteter Meisen-Kimono, kombiniert mit einem goldgelben Fukuro-Obi mit Shishi-Motiv.
Shishi sind mytholgische Tiere, die man als Mischung als Löwe und Hund bezeichnen könnte. Andere Bezeichnungen sind Foo-Hund oder Steinlöwe. Man findet sie oft an Japanischen Tempeln oder Schreinen, wo sie als Paar den Weg flankieren. Ursprünglich kommt der Shishi aus China und wurde dort als Wächter-Figur vor Häusern und Palästen aufgestellt.

Auch auf Kimonos und Obis findet man öfter dieses Motiv.
Der Shishi wird als Kimono-Motiv fast immer zusammen mit Pfingstrosen (Peonies) kombiniert. Pfingstrosen sind ein Motiv für den späten Frühling. Diese Motivkombination gibt es schon sehr lange und ist auch auf alten Holzschnitten zu finden.
Wie bereits an anderer Stelle einmal erwähnt, sollte man ja Fukuro-Obis nicht zu Komon-Kimono kombinieren.
Da es sich bei dem gezeigten Punkte Kimono, um eine Komon-Kimono handelt, habe ich sozusagen ein Fauxpas begangen. Ich bin allerdings der Meinung das diese Kombination vertretbar ist, weil der Fukuro-Obi mit nur sehr wenig Gold gewebt ist. Auch das Motiv ist nicht so festlich und formell.
Außerdem erhält dieses Kitsuke so einen schönen Taisho-roman (Romantik) Look, wie ich finde.

2010-11-14

Kleine Warenkunde: Shibori

Bei der näheren Betrachtung von Kimonos fällt auf, dass für Kimonostoffe eine riesengroße Vielfallt an textilen Techniken existiert.
Japan ist, wie ich finde, das Land mit der beeindruckendsten textilen Handwerkskunst. Jede einzelne der Techniken der Stoffherstellung ist über Jahrhunderte hinweg ausgefeilt und verfeinert worden, vielleicht gerade deshalb, weil der Schnitt in der japanischen  Bekleidung so einfach und über so lange Zeit gleich geblieben ist.
Unter dem Titel: "Kleine Warenkunde" möchte ich einige dieser textilen Herstellungsverfahren vorstellen.

Heute: Shibori
Shibori ist ein japanischer Begriff für verschiedene Methoden zum Färben eines gemusterten Stoffes mit Hilfe von Nähen, Falten, Verdrehen, Zusammenschieben oder Abdecken. Einige dieser Techniken sind im Westen als Batik bekannt.
Soweit zur Definition, aber Shibori ist viel mehr.
Zum Beispiel hier: Shibori-Yabane Muster (Yabane=Pfeil).



Bambusblatt aus Shibori (links); Ungeglättetes Shibori noch zusammengezogen (rechts)
 

Für die unterschiedlichen Arten Shibori abzubinden gibt es natürlich spezielle Bezeichnungen. Diese hier alle aufzuführen und zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Auf der Webseite World Shiburi Network kann der Interessierte genaueres auf Englisch nachlesen.
Zur Herstellung: Zuerst wird mit einer Lochschablone und auswaschbarer Farbe das Muster, welches abgebunden werden soll, aufgemalt. Das gewährleistet die genaue Positionierung des späteren Motivs. 

Dann wird je nach gewünschtem Muster der Stoff mit Garn abgebunden. Bei dem typischen Shibori-Muster (siehe Fotos) werden, entgegen manchen westlichen Wissens, keine Reiskörner eingebunden. Es gibt dafür einer Art Gestell mit einer Nadel mit Haken. Der Stoff wird an der gewünschten Stelle eingehakt und der Faden um das Gestell herum geführt. Auf diese Weise entsteht eine Art Knoten der sich nach dem Färben von selbst löst. Vielleicht lässt sich das Ganze am ehesten mit den Schlingen die beim Häkeln enstehen vergleichen.

Wer selbst schon mal mit Abbinden einen Stoff gebatikt hat, wird die Riesenunterschiede verstehen: kein Aufschneiden der Knoten, damit keine Gefahr in den Stoff zu schneiden und viel Zeitersparniss.
Nach dem Abbinden wird gefärbt und nach dem Trocknen das Abgebundene geöffnet.
Sehen heißt Verstehen. Deshalb hier ein anschauliches Video auf Japanisch:



Sind sie nicht süß, die alten Omis? Das dort keine jungen Frauen sitzen, zeigt, das leider auch in Japan die alten Techniken immer mehr in Vergessenheit geraten, weil sie langwierig und zu teuer sind.