2010-11-14

Kleine Warenkunde: Shibori

Bei der näheren Betrachtung von Kimonos fällt auf, dass für Kimonostoffe eine riesengroße Vielfallt an textilen Techniken existiert.
Japan ist, wie ich finde, das Land mit der beeindruckendsten textilen Handwerkskunst. Jede einzelne der Techniken der Stoffherstellung ist über Jahrhunderte hinweg ausgefeilt und verfeinert worden, vielleicht gerade deshalb, weil der Schnitt in der japanischen  Bekleidung so einfach und über so lange Zeit gleich geblieben ist.
Unter dem Titel: "Kleine Warenkunde" möchte ich einige dieser textilen Herstellungsverfahren vorstellen.

Heute: Shibori
Shibori ist ein japanischer Begriff für verschiedene Methoden zum Färben eines gemusterten Stoffes mit Hilfe von Nähen, Falten, Verdrehen, Zusammenschieben oder Abdecken. Einige dieser Techniken sind im Westen als Batik bekannt.
Soweit zur Definition, aber Shibori ist viel mehr.
Zum Beispiel hier: Shibori-Yabane Muster (Yabane=Pfeil).



Bambusblatt aus Shibori (links); Ungeglättetes Shibori noch zusammengezogen (rechts)
 

Für die unterschiedlichen Arten Shibori abzubinden gibt es natürlich spezielle Bezeichnungen. Diese hier alle aufzuführen und zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Auf der Webseite World Shiburi Network kann der Interessierte genaueres auf Englisch nachlesen.
Zur Herstellung: Zuerst wird mit einer Lochschablone und auswaschbarer Farbe das Muster, welches abgebunden werden soll, aufgemalt. Das gewährleistet die genaue Positionierung des späteren Motivs. 

Dann wird je nach gewünschtem Muster der Stoff mit Garn abgebunden. Bei dem typischen Shibori-Muster (siehe Fotos) werden, entgegen manchen westlichen Wissens, keine Reiskörner eingebunden. Es gibt dafür einer Art Gestell mit einer Nadel mit Haken. Der Stoff wird an der gewünschten Stelle eingehakt und der Faden um das Gestell herum geführt. Auf diese Weise entsteht eine Art Knoten der sich nach dem Färben von selbst löst. Vielleicht lässt sich das Ganze am ehesten mit den Schlingen die beim Häkeln enstehen vergleichen.

Wer selbst schon mal mit Abbinden einen Stoff gebatikt hat, wird die Riesenunterschiede verstehen: kein Aufschneiden der Knoten, damit keine Gefahr in den Stoff zu schneiden und viel Zeitersparniss.
Nach dem Abbinden wird gefärbt und nach dem Trocknen das Abgebundene geöffnet.
Sehen heißt Verstehen. Deshalb hier ein anschauliches Video auf Japanisch:



Sind sie nicht süß, die alten Omis? Das dort keine jungen Frauen sitzen, zeigt, das leider auch in Japan die alten Techniken immer mehr in Vergessenheit geraten, weil sie langwierig und zu teuer sind.

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