2011-01-30

Kimono-Nähprojekt, Teil 04: Die Rückennaht

Bevor losgenäht werden kann, müssen die beiden Hauptbahnen an der Schulterfalte auf Bruch gebügelt werden. Wie bereits erwähnt, sind auf meinem Stoff diese Stellen bereits vom Hersteller gekennzeichnet.

Bei einem Kimonostoff mit nicht fortlaufend rapportiertem Muster, wie meinem Tsukesage Stoff, muss nun nach der richtigen Anordnung geschaut werden.
Die Stoffbahn mit der größten Musterfläche muss links vorn sein. Die Lage der zweiten Stoffbahn ergibt sich aus dem Muster, der Tsukesage Stoff ist rechts vorn ungemustert.
Beide Stoffbahnen werden passend nebeneinander gelegt und dann das rechte Forder- und Rückenteil und das linke Forder- und Rückenteil gekennzeichnet.

Nun werden die beiden Rückenteile der Stoffbahnen an den Schulterbrüchen zusammen gesteckt. Die Rückennaht beginnt etwa 1,5 cm hinter den Schulterbrüchen. Ich habe diese mit Bleistift angezeichnet. Der Saum selbst ist ebenfalls 1,5 cm breit (siehe Bild).


An der vertikalen Anzeichnung wird später der Schnitt für den Halsauschnitt gemacht. Darauf werde ich später genauer eingehen.
Der Saum wird mit 1,5 cm Breite auf der gesamten Länge der Bahn angezeichnet.
Jetzt wird losgenäht!

Wenn wir im Westen ans Handnähen denken, denken wir zuerst an den aufwendigen Rückstich. Kimonos werden jedoch hauptsächlich mit dem Vorstich genäht, den wir eigentlich als Heftstich kennen.
Auf den Nähten eines Kimonos liegt durch seinen Schnitt nicht so viel Spannung wie bei westlicher Kleidung. Deshalb ist der Vorstich völlig ausreichend.
Außerdem kann die Naht damit wesentlich schneller wieder aufgetrennt werden, was dem Auseinandernehmen des Kimonos beim Waschen zugute kommt.


Für diese Art zu nähen haben die Japaner natürlich eine eigene Technik entwickelt, mit der sehr schnell genäht werden kann.
Ich habe hier mal ein Video von sinosannhann herausgesucht. Auf seinem Youtube-Kanal zeigt er, wie er Kimonos näht.



Die Nadel bleibt beim Nähen im Stoff und der fertige Teil gleitet einfach über die Nadel nach hinten weg. Die Nadel wird dabei mit dem Mittelfinger gestützt.
Diese Technik ist gar nicht so einfach, wie sie aussieht. Man braucht vor Allem eine passende Nadel und sehr glattes Garn, damit der Stoff gut rutscht.
Normales Nähgarn ist eigentlich zu rauh. Wahrscheinlich funktioniert diese Technik am besten mit Seidenstoff und Seidennähgarn, welches ich allerdings hierzulande noch nirgends gesehen habe.
Beim Nähen sollte man, wie auch im Video zu sehen, die Naht immer mal glatt ziehen, damit der Stoff sich nicht wellt.
Ist die Rückennaht geschafft, geht es weiter mit dem Halsausschnitt ...

2011-01-23

Kimono-Nähprojekt Teil 3: Albträume über Säume

Warum Albträume? Mit den vorhandenen Stoffbahnen die optimale Weite zu planen, ist nicht einfach. Durch das Messen meiner Kimonos und etwas herum probieren, habe ich mittlerweile die idealen Maße für meine Wenigkeit herausgefunden. Dabei ist weniger die Größe das Problem, sondern die Weite. Bei europäischer Sanduhr-Figur sollte man immer von der Hüfte ausgehen.

 Diese Skizze zeigt, wie man am schnellsten zur optimalen Gesamtweite kommt.
Das Maßband sollte außen am Hüftknochen angelegt werden. Dann muss das Maßband am Bauch vorbei einmal um die Hüfte herum bis zum anderen Hüftknochen gelegt werden.
Das, was an Maßband überlappt, wird später auch am Kimono um den Körper gewickelt.
Wer nicht weiß, was ich meine, kann sich in diesem Eintrag das dritte Video ab Minute 2:30 ansehen.
Wenn der Kimono zu schmal ist, können beim Sitzen die beiden Lagen auseinander klaffen. Damit der Kimono gut sitzt, ist eine ausreichende Weite wichtig.

Hier habe ich alle Maße, die für mich bemessen sind, noch einmal aufgezeichnet. Die Maße sind für einen Hüftumfang von 100 cm berechnet.
Die Säume sind dabei so gewählt, dass die notwendige Breite der jeweiligen Stoffbahnen heraus kommt.
Für eine kleinere Größe müsste man also an allen Nähten jeweils die nötigen Zentimeter im Saum dazugeben. Viel mehr an Weite wäre aus dieser Stoffbreite allerdings nicht heraus zu holen.
Auf die untere kleine Zeichnung werde ich näher eingehen, wenn die Halsweite und  der Kragen an der Reihe sind.

Ein kleiner "Albtraum" ist es für mich auch deshalb, weil ich es sehr schwierig finde, das Ganze so zu beschreiben, dass es für die Leserschaft verständlich wird.
Wer also Fragen hat, sollte sich nicht scheuen, mir einen Komentar zu schreiben. Ich antworte gerne darauf und versuche mein Bestes, die Fragen zu beantworten.
Nächstes Mal wird dann endlich losgenäht.

2011-01-15

Kimono-Nähprojekt Teil 02: Mehr über Maße

Heute geht es um die Maße des Kimonos.
Die Grundmaße und die Aufteilung der Stoffrolle hatte ich ja schon im vorhergehenden Blogeintrag erläutert.
Der Stoff war 13m lang und 37,5 cm schmal. Diese für europäische Verhältnisse sehr ungewöhnliche Breite ergibt sich aus dem historischen Hintergrund der Japanischen Bekleidung. Der Stoff ist in Länge und Breite so angelegt, dass daraus genau ein Bekleidungsstück entsteht, ohne große Reste oder Verschnitt.

Es gibt also für den Kimono keinen Zuschnitt mit Schnittmuster im westlichen Sinn.
Die einzigen Schnitte sind die, mit denen die Stoffbahnen auf die richtige Länge gebracht werden. Einziger zusätzlicher Schnitt ist der Einschnitt für den Kragen.
Mein Kimono-Stoff fällt in seinen Maßen eher groß aus. Zum Glück sind die Kimono-Stoffe heutzutage etwas breiter und länger als früher. So habe ich zum Beipiel antike Stoffe mit 35cm Breite gesehen. Die Japaner nähern sich anscheinend in Größe und Gewicht etwas an den westlichen Durchschnitt an.

Das führt uns zu der Frage, wieso 35cm Stofflänge zu wenig sein können und in welchem Verhältnis die Stoffmaße zur Größe der Trägerin stehen.
Zunächst zur Länge: Die Länge eines Kimonos (Mitake) für die Frau sollte ihrer Körpergröße plus/minus 10 cm entsprechen.

Diese Länge ist nötig um den Ohashori falten zu können. Gemeint ist die Falte auf Tailenhöhe.
Auf dem Bild ist sie unterhalb des Obis zu sehen. Mit dem Ohashori wird die Länge des Kimonos justiert. Außerdem hilft der Ohashori den Kragen vorn und im Rücken anzupassen.
Kürzere Kimonos können zwar auch getragen werden, sind aber schwieriger anzuziehen. Ein kleiner Ohashori kann dann unter dem Obi versteckt werden.
Länger ist aber immer besser.
Weitere Grundmaße, die oft beim Kimono-Kauf im Netz angegeben werden, sind Schulterbreite (Kata haba) und  Breite von der Rückenmittelnaht zum Ärmel (Yuki).
Diese ergeben sich aus der Breite der vernähten Stoffbahnen (siehe Skizze, vorheriger Blogeintrag).
Ärmel plus Schulterbreite (Yuki) mal zwei ergibt, wie lang der Stoff am Arm hinunter reicht. Ideal ist, wenn der Stoff bei hängendem Arm bis oberhalb des Handgelenks geht. Das ist aber leider bei den wenigsten Kimonos der Fall, wenn man größer als 1,55m ist.

Das Maß, welches für die genaue Passform, vorallem um die Hüfte am wichtigsten ist, ist die am Saum gemessene Gesamtweite. Leider wird diese so gut wie nie mit angegeben.
Wenn man nun die Chance hat, die Größe und Weite selbst zu bestimmen, sollte man die Maße der einzelnen Teile in Bezug auf die eigene Größe kennen.
Wie man diese bestimmt, beschreibe ich demnächst, da ich heute wieder vom Hundertsten ins Tausendste gekommen bin.

2011-01-11

Kimono-Nähprojekt: erst schauen, dann schneiden

Diese Woche habe ich mein neues Kimono-Nähprojekt gestartet. Projekt deshalb, weil so eine Sache nicht an zwei Tagen erledigt ist.
Hochwertige Kimonos werden traditionell mit der Hand genäht und das werde ich auch tun. Das Nähen mit der Hand hat zwei Gründe:
Zum Einen wurde in Japan der Kimono so genäht, damit er sich relativ einfach wieder auftrennnen lies. Das war notwendig, weil der Kimono zum Waschen komplett auseinander genommen und dann wieder zusammmen genäht wurde.
Zum Anderen lässt sich Seide einfach nicht gut mit der Maschine nähen. Der Stoff zieht dabei unschöne Falten.
Ausserdem denke ich, wenn ich schon einen Orginal-Kimono-Stoff habe, der von Hand bemalt wurde, dann sollte er auch auf traditionelle Weise genäht werden.
Hier zu sehen das Ausgangsmaterial, schon mal so hingelegt, wie das Muster später einmal aussehen soll.
Es handelt sich hierbei um eine Stoffrolle für einen hellgrünen Tsukesage-Kimono.
Der Tsukesage bekommt ein Futter und wird damit ein  Awase-Kimono. Vom Motiv her kann er im Frühling und im Herbst getragen werden, da Frühlingsblüten (Pflaumen) und Herbstblumen (Chrysanthemen) abgebildet sind.


Das Muster  für den Tsukesage ist nicht fortlaufend rapportiert, deshalb ist es auf der Stoffrolle nach dem Zuschnitt angeordnet. Beim Zuschnitt und später beim Nähen muss man also genau schauen, welches Muster auf welchem Stoffteil zu sein hat, so das es passt.
Zum Glück hat der Hersteller dieses Stoffes schon alles vormarkiert, so das man nur genau schauen muss, wo die Brüche sind und wo geschnitten werden muss. Ich kann mir vorstellen, das die Stoffrolle noch vor dem Auftragen des Musters markiert wird. Schließlich muss auch der Macher wissen, wo was hin kommt.

Hier  habe ich mal zusammen gefasst, wie die Stoffrolle aufgeteilt war.
Die Skizze zeigt die notwendigen Teile und deren Bezeichnung.
Die eingetragenen Maße auf den Kimonozeichnungen sind feste Maße.
Die mit einem Stern markierten Maße variieren je nach Stoffbreite und Figur des Trägers. ( Das Kimonos keine Größe haben und immer passen stimmt leider nicht.)
Ich werde später, wenn ich nähe, noch einmal genauer auf die einzelnen Teile und Maße eingehen.
Für den Körper werden zwei lange Stoffbahnen benötigt. Die Bahnen werden jeweils doppelt gelegt. Das heißt, sie werden an der Schulter gefaltet. Es gibt keine Schulternaht. Die jeweilige Bahn bildet durch den Bruch Forder- und Rückenteil.
Die gefalteten Stoffbahnen sollten etwa so lang sein, wie die Trägerin des Kimonos groß ist. Dazu kommen die Ärmel, welche auch einen Bruch oben am Arm haben.
Zwei Teile in halber Breite des Stoffes für die Überlappung vorn und den Kragen werden auch noch gebraucht.

 Die Markierungen sind mit japanischen Schriftzeichen versehen. Es wäre interessant zu wissen, was sie bedeuten.
Auf dem ersten Foto ist eine Marke für einen Schnitt zu sehen, auf dem Foto unten Links die Markierung für den Bruch an der Schulter. 
Auf dem Bild rechts ist der Fadenlauf des Stoffes zu sehen. Um gerade zu schneiden, zieht man erst einen einzelnen Faden aus dem angschnittenen Stoff, so dass man sieht, wo er lang läuft. Auf diese Weise wird der Schnitt nicht schief.





 Auf dem Bild rechts ist der Fadenlauf des Stoffes zu sehen. Um gerade zu schneiden, zieht man erst einen einzelnen Faden aus dem angschnittenen Stoff, so dass man sieht, wo er lang läuft. Auf diese Weise wird der Schnitt nicht schief.


Hier habe ich (nicht auf dem Stoff) markiert wo der Schnitt für die Frontklappen ist. Die Stoffbahn wird dafür in der Breite halbiert.
Demnächst folgt Genaueres über die Maße des Kimonos.

2011-01-07

Frisch aus Japan: Kimono-Hime Magazine

Diese Woche hat mir der Postbote wieder was Schönes aus Japan gebracht. Ein arg vom Zoll mitgenommenes Paket, voll mit Kimono-Hime Magazinen.
Seit die Japaner Vintage- und Antike Kimonos wieder entdeckt haben und der Kimono wieder In ist, gibt es Magazine die sich ganz auf diese spezialisiert haben. So auch das Kimono-Hime Magazin. Das Magazin erscheint einmal im Jahr. Bis jetzt sind 10 Bände erschienen.


Darin werden mit sehr viel Verspieltheit und Liebe zum Detail neue und ungewöhnliche Kitsuke-Looks gezeigt. Dabei werden Vintage Kimonos mit modernen, teils auch westlichen Elementen neu kombiniert.
Dazu kommen, natürlich auf japanisch, verschiedene Reportagen über Kimonos oder Persönlichkeiten, die mit Kimonos zu tun haben und vieles mehr.

Immer wenn ich so ein Magazin in der Hand halte, wünsche ich mir, das mich über Nacht eine göttliche Eingebung ereilen möge und ich des Lesens des Japanischen fähig wäre.
Aber auch ohne Japanisch-Kenntnisse sind diese Magazine einen Kauf wert. Sie sind für mich ein wahrer Augenschmaus und in vielerlei Hinsicht eine Inspirationsquelle.

 
 


Die Bände habe ich übrigens bei Ebay gefunden. Es gab einen Sonderpaketpreis für fünf Stück. Da musste ich einfach zu schlagen.

2011-01-04

Sonntagnachmittagslangeweile-Ergebnis

Letzter Sonntag war ein typischer lazy sunday, da wir immer noch eingeschneit waren und sind.
Also was tun. Erst mal ein bissel im Internet surfen und schauen, was es auf den anderen Blogs so gibt.
Dabei habe ich mich wieder an die tolle Bastelanleitung einer japanischen Washi-Puppe, einer sogenannten Ningyo, erinnert. Diese Instruktion und noch andere tolle Anleitungen für Japanisches Textiles gibt es auf Washi and Silk.
Also habe ich meine Origami-Papierreste zusammen gesucht, mir Schere und Kleber gegriffen und los gebastelt.
Nachdem ich einmal angefangen hatte, gingen meine "Kitsuke-Sinne" mit mir durch.
Als der Streifen für den Obi fertig war, dachte ich mir, da könnte ja auch eine Obi-age dran und dann könnte noch das und dies...
Und wenn ich einmal den Leim habe, könnte man auch noch einen Fächer falten und dran kleben und so weiter.
Das Ergebniss seht ihr hier:


Wie auf Washi und Silk schön erklärt wird, bedeutet Anesama Ningyo "Puppe der älteren Schwester". Was das genau bedeutet könnt ihr dort nachlesen.